Wir sind Weihnachten - 20 Jahre still und leise.
Wir hatten in diesem Jahr soooo viel vor. Wir wollten Sie überraschen mit allerhand Programm, einem riesigen Sortiment, einer neuen Lobby und neuen Toiletten. Wir hatten uns so auf ein tolles Jubiläumsjahr gefreut. Und dann das ….Das was uns alle verwundert, nachdenklich stimmt und vielleicht sogar besorgt.
Bleiben Sie mutig und ein bisschen vorsichtig. Gemeinsam werden wir durch die Zeit mit dem Wort was mit „C“ anfängt, kommen.
Jetzt aber kommt eine andere Zeit die ganz unmittelbar mit einem anderen Wort das mit „C“ beginnt im Zusammenhang steht. Christi Geburt ist die Weihnachtszeit. Auf diese Zeit dürfen wir uns freuen. Vielleicht ein bisschen stiller, vielleicht ein bisschen leiser. So wie unser Jubiläumsjahr- still und leise.
Die Geschichte der Weihnachtswelt will ich Ihnen heute einmal erzählen:
Vor dreiundzwanzig Jahren feierten mein Mann Hans und ich ein großes Hochzeitsfest in unserer jetzigen Theaterscheune. Die Dekoration machte die Freundin meiner Schwiegermutter.
Brigitte, so heißt sie, meinte damals schon: „Hier muscht emol wasch mit Weihnachde mache“. Wir haben sie allesamt belächelt.
Ein Jahr später verschlug es uns tatsächlich zur Messe nach Frankfurt. Wir kauften ahnungslos zwei Paletten Ware ein und wunderten uns, wie klein diese waren in der großen Scheune. Sie wurden deshalb in eine Ecke geschoben und nicht mehr weiter beachtet.
Im Jahr 2000 erweiterten wir unseren landwirtschaftlichen Betrieb in einem Ort namens Kleinzschepa bei Wurzen in den Hohburger Bergen. Im ehemaligen ACZ Gelände, auf dem sich die Betriebsstätte befand, war neben Getreidelägern auch ein kleiner Haus- und Gartenmarkt. Eigentlich machte es keinen Sinn diesen weiterzuführen. Die nette Verkäuferin
Steffi B. bat uns den Laden zwei Jahre weiter zu betreiben, denn dann würde sie in Rente gehen. Für Hans war gleich klar, da muss man helfen- der Laden blieb auf. Also war ich auf einmal zuständig für Rattengift, Gummistiefel und Werkzeug und eine Obstannahmestelle. Eigentlich war ich ja Veranstaltungsmacher, Gastronom und Hochzeitsorganisator. Wir legten los und was soll ich Ihnen sagen; es kam Weihnachten. Ich erinnerte mich an die zwei Paletten Ware und diese räumten wir hübsch arrangiert neben Rattengift und Gummistiefel ein.
Die Kunden freuten sich und ich wollte die kleine Ecke „Christmas World“ nennen. Mein
Schwager Martin ermahnte mich und meinte, dass dieser Name nicht aufs Land passen würde und außerdem könnten die älteren Leute das gar nicht aussprechen. Er überlegte nicht lange und meinte: WUNDERVOLLE WEIHNACHTSWELT- das wäre doch etwas. Na das hörte sich gut an und so war sie geboren- eine kleine Idee mit einem großen Namen. Im darauffolgenden Jahr und im noch darauffolgenden Jahr mieteten wir Zelte größer und größer und die Gäste kamen. Ich ging durch viele Städte und sang als Weihnachstmädchen verkleidet: „Hört Ihr Leute lasst Euch sagen in Kleinzschepa steht ein Laden, Wundervolle Weihnachtswelt ist für Euch dort aufgestellt“. Wir mieteten Käfer Cabriolets die im Konvoi mit Weihnachtsbäumen und Geschenken als Werbeaktion durch Sachsen fuhren. Noch heute kommen Gäste, die uns aus dieser Zeit kennen, zu uns. Mein Schwiegervater schmunzelt immer wenn er an meine „Marketingaktionen“ denkt.
Im vierten Jahr jedoch erkrankte meine
Schwiegermutter Irmgard schwer. Sie prägte damals einen Satz der sehr bedeutend für uns war: „Was macht Ihr hier, die Kinder sind klein und werden ohne Euch groß. Schnell kann alles vorbei sein. Ihr habt in Strocken einen großen Hof und große Gebäude. Dort gehört Ihr und die Weihnachtswelt hin und nicht irgendwo ans Ende der Welt“. Wir wissen seit dieser Aussage, das Strocken das Zentrum ist 😉.
Sie hatte recht und Steffi B. war ja glücklich in Rente gekommen. Unsere Hanni war dann ihre Nachfolgerin für weitere drei Jahre geworden. Hanni ist beruflich mit uns nach Strocken gezogen, um uns und die Weihnachtswelt hier an diesem Standort zu unterstützen. Sie ist im Übrigen die längste Mitarbeiterin. Zwanzig Jahre ist sie dabei. Sie kennt all die Sorgen und Ängste und auch die glücklichen Momente, die wir erleben durften.
Immer wieder gab es Situationen, wo ich dachte, dass die Kraft nicht mehr reicht dieses Projekt zu realisieren. Den vielen Helfern, den Unterstützern, den exzellenten Kollegen, die sich insbesondere in den letzten Jahren zu einem festen Team entwickelt haben und meiner Familie danke ich von ganzem Herzen, dass sie mir den Sternenstaub aus dem Gesicht wischten und die Tannenbaumspitze auf dem Kopf wieder gerade gerückt haben, wenn es sein musste.
Zwei Person jedoch gilt ein ganz besonderer Dank.
Jeanette ist die Zauberelfe die der Weihnachtswelt mittlerweile den Glanz gibt. Sie geht mit mir zum Einkauf, kreiert die Themen und baut mit Frauen- Power die Ausstellung auf. Sie ist infiziert, elektrifiziert und unglaublich beharrlich. Sie mahnt, sie korrigiert und ist das besänftigende Bindeglied zwischen einer ewig ungeduldigen Chefin und allen zuverlässigen Kolleginnen und Kollegen die mit ganzem Herzen hinter der Weihnachtswelt stehen.
Und
Frau Jubelt, unsere Köchin, muss an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden. Sie kümmert sich ganz besonders um die kulinarische Versorgung unserer Gäste. Die Arbeit in der Küche ist hart. Sie hat nie geschimpft und ist uns immer loyal geblieben. Das ist etwas besonders.
Wir alle zusammen sind Weihnachten!
In diesem zwanzigsten Jahr - eben etwas stiller und leiser.
Ihnen, liebe Gäste, danke ich für Ihre Treue, Ihr Dasein, Ihre Inspiration, Ihr Interesse an uns und an Ihrer Freude an der Zeit mit C. Sie wissen nun C=Christi Geburt= Weihnachten= Hoffnung.
Ohne Sie ist alles nichts! Danke für zwanzig spannende Jahre!
Herzlichst Ihre
Ihre Susann Munz
PS: Eine Sache liegt mir noch sehr am Herzen: Wenn Sie irgendwo eine Konzertkarte o. ä. gekauft haben, dann stornieren Sie bitte nicht das Ticket. Warten Sie bis es wieder möglich ist zum Konzert zu gehen. Es hilft den Agenturen und Künstlern weiter. Gehen Sie bitte hin und wieder einmal ins Theater oder ins Kino, damit diese Unternehmen, die Schauspieler, Künstler, Sänger, Bühnenbauer, Tontechniker, Theaterkartenverkäufer und alle anderen Akteure in diesen Branchen wieder ein bisschen Hoffnung haben können. Weihnachten ist Hoffnung!
Leider muss unser Theater in diesem Jahr geschlossen bleiben. Das hatten wir uns auch ganz anders vorgestellt. Wir werden den Künstlern, die sich angemeldet hatten, einen Teil der Gage entrichten. Es stehen Spendenboxen bereit. Vielleicht möchten Sie dabei unterstützen.